Einleitung:
Die Herzerkrankungen der Katzen werden, wie bei Hund und Mensch, in angeborene und erworbene Herzerkrankungen unterschieden. Zu den angeborenen Missbildungen zählen der persistierende Ductus botalli, die Verengungen der großen Herzgefäße Aorta und Lungenarterie, Löcher in den Scheidewänden und Fehlbildungen der Vorkammer- Kammerklappen, sowie eine Herzbeutel-Zwerchfellverwachsung mit Vorfall von Bauchhöhlenorganen in den Herzbeutel. Darüber hinaus gibt es genetische Dispositionen für die Hypertrophische Kardiomyopathie. Erworben durch Virusinfekte, Mangelzustände, alterbedingte Degenerationen und im weiteren Sinne Stressfaktoren sind verschiedene Formen der Herzmuskel-, Herzbeutel- und Tumorerkrankungen.
Symptomatik:
Die Katze gilt als "schwieriger" Herzpatient, da die Symptomatik in frühen Stadien, anders als bei Hunden und Menschen, nicht die Assoziation zu einer Herzerkrankung weckt und oftmals für die Besitzer nicht auffällig ist. Darüber hinaus zeigen sich in der klinischen tierärztlichen Untersuchung nur selten verräterische Herzgeräusche, so dass der Abhörbefund falsch negativ sein kann. Hinweisende Symptome für eine Herzkrankheit sind mangelnder Appetit, vermehrtes Schlaf- und Ruhebedürfnis, deutlich nachlassende Spielfreude und Belastbarkeit, beschleunigte Atmung mit Bauchpresse, Atmen/ Hecheln durch den offenen Fang nach Belastung, bläuliche Schleimhäute, tastbare/ sichtbare beschleunigte Herzfrequenz, unklare Umfangvermehrung des Leibes durch Wasseransammlung. Nachhandlähmungen können für eine Thrombosierung sprechen, Husten gehört zu den eher seltenen Symptomen, während er bei Hunden und Menschen zu den Frühwarnzeichen der Herzinsuffizienz gehört. Untersuchungsmöglichkeiten in der tierärztlichen Praxis: Die tierärztliche Untersuchung umfasst neben der klinischen Allgemeinuntersuchung das Abhören von Herz und Lunge. Das EKG gibt nicht nur Aufschluß über die Höhe der Frequenz (>200 Herzschläge pro Minute sind verdächtig für eine Kardiomyopathie), sondern auch über die Art und Häufigkeit der Herzrhythmusstörungen. Das Röntgenbild ist das verbreiteste Diagnostikum, das zu einer Verdachtdiagnose " Herzerkrankung" führt. Die Situation ist aber oftmals trügerisch: eine Vergrößerung des Herzens- evtl. bereits mit Anzeichen eines Stauungsergusses in den Brustkorb- ist in der Regel nur im bereits fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Die häufigsten Herzerkrankungen weisen eine konzentrische Muskelverhärtung auf, die sich nicht in einer Vergrößerung des Herzschattens im Röntgen dokumentiert. Das Röntgenbild gibt wertvolle Hinweise zur Beurteilung des Lungenfeldes und für die Differentialdiagnostik ( Ursachenabgrenzung für das Symptom). Diagnostikum der Wahl ist die Echokardiographie, die Ultraschalluntersuchung des Herzens. Mit Hilfe des ein- und zweidimensionalen Echokardiogramms kann der erfahrene Untersucher genaue Aussagen zu den kardialen Kammer- und Herzwanddimensionen sowie der Muskelkontraktilität und Auswurfleistung machen. Die Dopplermethode ermöglicht darüber hinaus die Bestimmung der Blutflussrichtung und Geschwindigkeit und ist damit in der Diagnostik angeborener Missbildungen von unschätzbarem Wert. Die Echokardiographie bietet als einzige Methode die Möglichkeit die prognostisch äußerst ungünstige Thrombenbildung in den Vorhöfen zu erkennen. Mit Hilfe der Echokardiographie ist einzig und allein eine Differenzierung der felinen Kardiomyopathien möglich. Man unterscheidet hypertrophische, dilatative und restriktive ( intermediäre und nicht klassifizierte) Formen. Die Blutdruckmessung erfasst die verbreitete Hypertonie der Katze, während Laboruntersuchungen helfen eine Schilddrüsenerkrankung zu erkennen.
Hypertrophische Kardiomyopathie (HCM)
Die HCM zeichnet sich durch eine Verdickung der Herzmuskulatur aus, die zu einer Verkleinerung des Herzkammerlumens führt und damit eine diastolische Krise nach sich zieht. Die Verdickung kann die gesamten Herzmuskeln, aber auch nur Teilabschnitte umfassen. Kommt es zu einer Verdickung unterhalb der Hauptschlagadermündung, spricht man von einer Obstruktion, diese führt in der Regel zu einem Herzgeräusch. Wächst der Herzmuskel nach innen, spricht man von einer konzentrischen Form, Wachstum nach außen führt zu einer Gesamtvergrößerung der Herzsilhouette, man spricht von exzentrischer Form. Es kann zu einer Vergrößerung der Vorkammern kommen. Einen Erguß in den Brustkorb kann es sowohl bei Linksherz-, als auch bei Rechtsherzversagen geben. Ursachen für eine HCM können eine Schilddrüsenüberfunktion, Bluthochdruck (meist mit Nierenerkrankungen kombiniert) oder eine genetische Disposition bei bestimmten Rasen sein.
Früher wurde ein autosomal dominanter Erbgang mit kompletter Penetration angenommen. Heute kann das nicht immer bestätigt werden, da auch direkte Nachkommen von HCM- kranken Katzen nicht erkrankten und umgekehrt HCM-Fälle auftraten, wo die Eltern nicht erkrankt waren, es aber in den Linien verstärkt vorkam.
Dilatative Kardiomyopathie (DCM)
Degenerative, entzündliche Vorgänge oder Taurin-Mangel-Zustände führen zu einer Verminderung der Herzwanddurchmesser und ihrer Kontraktilität sowie zu einer Kammervergrößerung. Ein Blutrückfluß in die Vorkammern kann starke Stauungsbeschwerden nach sich ziehen.
Restriktive und nicht klassifizierte Kardiomyopathien RCM
Es gibt Herzmuskelerkrankungen, die nicht exakt den voranbesprochenen zugeordnet werden können. Bei nahezu normalen Echobefunden der Herzkammern zeigt sich infolge einer gestörten diastolischen Füllung ein vergrößerter linker Vorhof. Herzinnenwandveränderungen lassen ebenfalls auf die restriktive Kardiomyopathie schließen, die sich klinisch, röntgenologisch und elektrokardiographisch nicht von der HKM oder DKM unterscheiden lässt.
Zusammenfassung
Die Herzkranke Katze ist ein " schwieriger" Patient, da sich ihre eindeutigen Kreislaufsymptome erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zeigt ( Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel!). Neben angeborenen Missbildungen des Herzens gibt es eine Fülle erworbener Herzerkrankungen. Zur exakten Detektierung und Differenzierung der einzelnen Herzerkrankungen ist die Echokardiographie Diagnostikum der Wahl. Auf ihr beruht maßgeblich die Entscheidung, welche Therapieform eingeleitet wird. Aufgrund der unspezifischen Symptomatik in frühen Stadien der Herzerkrankung sollte bei einer kranken Katze ohne eindeutige Diagnose eine Echokardiographie sicherheitshalber zum Ausschluss oder Finden einer Herzerkrankung hinzugezogen werden.
Dr.med.vet. Ralf Tobias Facharzt für Kleintiere Hannover Erschienen im Birmakatzen-Journal 5/2002
weitere wichtige Links:
http://www.tierkardiologie.lmu.de/pta/hypertrophe-kardiomyopathie.html
Meine Katzen werden zu gegebener Zeit in der LMU München einer Herzultraschalluntersuchung unterzogen.